Kabarett-Brettīl 2008

Passauer Neue Presse (Rottaler Anzeiger)
23.September 2008
von Doris Altmannsberger


Im vierten Jahr seines Bestehens ist das "Kabarett-Brettl" auf dem vorläufigen Höhepunkt angelangt. Der jüngst mit dem österreichischen Kabarett-Preis ausgezeichnete Klaus Eckel und Söder-Double Stephan Zinner schafften es, die Herzen der insgesamt 440 Besucher im zweimal ausverkauften Bösendorfer Saal im Sturm zu erobern. Ergänzt um einige Appetithappen der Gastgeber "da bertl und i" aus ihrem neuen Programm "De Letzt´n beisst da Hund" ergibt das eine humoristisch vielfältige und auch anspruchsvolle Komposition, die "mit Sicherheit auch im nächsten Jahr wieder stattfinden wird", dessen ist sich Stefan Wählt sicher.
Es ist eine ausgelassene Stimmung Backstage in der Künstlergarderobe, es wird viel gewitzelt und gelobt, viel Ballast ist abgefallen von Stefan "i" Wählt und Herbert "Bertl" Bachmeier nach diesem Abend. (...) Auch ein Teil der Eggenfeldener High Society hat sich im Bösendorfer Saal versammelt, um einen Abend mit bayerisch-österreichischem Kabarett zu genießen.
Sie wurden nicht enttäuscht - und das, obwohl Klaus Eckel dem "Brettl" fernbleiben musste. Stattdessen schickte er Fritz Weninger vorbei, Geschäftsführer eines österreichischen Sicherheitsdienstes, der den Besuchern zu Beginn erst einmal einen Abriss über die Geschichte seines Unternehmens offenbarte. Der Fritz in hellblauem Sakko ("meine Frau sagt, wenn das modern wird, dann hab ich´s schon") ist lieber "Local Hero" als "Global Loser" und so denkt er mit seinem Vier-Mann-Betrieb nicht an Expansion, eher daran, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, der die elterliche Firma zu großem Ruhm gebracht hat.
Und der Herr Papa war gar nicht zimperlich, wenn es um Mitarbeiterqualifikation ging. "Wenn bei meinem Vater ein Mitarbeiter übers Wasser gelaufen ist, dann hat er zu dem gesagt: Aha, Sie können ned schwimmen?" So will er auch werden, der Fritz Weninger, und lässt sich sogar zu einem Waldorf-Teamseminar überreden. Dort sinniert man über die Technik, übers Zeichnen zur Sexualität zu finden, nennt den Kurs "Wer zuerst kommt, malt zuerst" und tanzt die eigene Lebensgeschichte vor.
Ja, so ist das mit der Waldorfschen Lehre, auch Stephan Zinner kann ein Lied davon singen, und das tut er auch. Überhaupt geht der 37-Jährige mit offenen Augen durch seine Welt und entdeckt dabei, dass nichts mehr so ist wie früher. Als zweifacher Vater muss er sich an jedem Kindergeburtstag von den Gästen seiner Sprösslinge die Liste mit den jeweiligen Allergien aushändigen lassen und landet als einzige Schnittmenge dessen, was noch serviert werden kann, bei Mineralwasser und Reiswaffeln.
Als Ehemann einer Frau, die aus Ostdeutschland kommt, sieht er sich wöchentlich mit den Hamsterkäufen seiner Frau konfrontiert ("Schatz, warum hast du zwei Paletten Klopapier gekauft?" "Na, weil´s da war") und kämpft im Supermarkt gegen einen Gangsta-Rapper ums letzte Cola. Der Familein-Hamster wird Opfer eines unglücklichen Staubsauger-Unfalls und stirbt, nachdem ihn Zinner ein paar Monate später aus dem Beutel lässt, an Staublunge.
Zinner verfasst die kürzeste Lobeshymne ans weibliche Geschlecht: "Ode an die Frau. Wow!". Zur Höchstform läuft Zinner auf, wenn er zur Gitarre greift - da freilich singt er vom Winter, der keiner mehr ist, weil durch den Klimawandel St.Martin schon auf dem Kamel herbeigeritten kommt.
Und weil zu zwei solch Leckerbissen des Kabaretts höchstens noch ein Amuse-Gueule passt, beschränken sich die Gastgeber Wählt und Bachmeier an diesem Abend darauf, den Kürzeren zu ziehen. "Wir sind ohnehin schon ständig hinter der Bühne gesessen und haben uns den Bauch gehalten vor Lachen", verraten die beiden.
Als Moderatoren kündigen sie ihre Gäste in bester "bertl und i"-Manier an, Herbert Bachmeier "haut die Moderation auf Niederboarisch" raus, während Stefan Wählt den kulturbeflissenen Dolmetscher spielt, der das Ganze ins Hochdeutsche übersetzt. Natürlich sind die Zuschauer auch ihretwegen gekommen, "da bertl und i" sind schließlich Eggenfeldener Eigengewächse, und sie enttäuschen ihr Publikum nicht. Fünf Stücke aus dem neuen, noch jungfräulichen Programm "De Letzt´n beisst da Hund", das am 2. Oktober Premiere feiert, bieten sie ihren Fans schon einmal als Kostprobe an.
Lauter Schmankerl haben sie ausgesucht, angefangen vom bayerischen Sprachwortschatz, der aus allerlei Obst- und Gemüsesorten besteht bis hin zur detailgenauen Schilderung eines Zahnarztbesuches, aus Sicht des Doktors ("bei dem roch´s aus´m Mund, wie nach Stinktiersushi mit Ochsenfurzkompott") ebenso wie aus Sicht des Patienten ("Natürlich bin ich da, weil ich Schmerzen hab. Ich geh doch auch nicht ins Bordell nur um mal nachschauen zu lassen"). Kulinarisch auch der Abschluss, als Zugabe präsentieren "da bertl und i" ihrem Publikum das legendäre "Buachstamsuppnnudlsackl" und verabschieden sich, unter dem Jubel der Fans gemeinsam mit ihren Gästen von der Bühne.