2005 - Presse

Passauer Neue Presse (Rottaler Anzeiger)
26. September 2005
von Stefanie Krivian


Unterschiedlicher hätten die beiden Gäste nicht sein können, die "Da Bertl und i" alias Herbert Bachmeier und Stefan Wählt zu ihrem ersten Eggenfeldener Kabarett-Brettl in den Bösendorfer Saal eingeladen hatten. Und weil die beiden Österreicher Natascha Gundacker und Florain Adamski auch noch ausgewiesene Könner ihres Fachs sind, ging die Premiere umjubelt über die Bühne.
Mit ihrem aktuellen Programm "Agathe Notnagel bemüht sich um Sie" trat Natascha Gundacker an. Hypernervös, anscheinend immer am Rande des Nervenzusammenbruchs, nimmt sie das Publikum mit in ihre Welt. Gundacker besticht durch geniale Gesichtsmimik und vollen Körpereinsatz. Sie steigt auf den Stuhl, kauert sich in Embryohaltung auf selbigen oder hüpft wie ein Irrwisch über die Bühne - Kleinkunsta auf höchstem Niveau.
Das Publikum erfährt Wissenswertes über den Adamsapfel oder ihre Naturkundemappe aus der Schule. Mit dieser bekämpft die Geplagte übrigens ihre Phobie gegen Krebse.
Anstatt sich an die Regeln der deutschen Sprache zu halten, lässt die Künstlerin Verben aus, stellt Gegenstände nur pantomimisch dar und setzt dem Publikum unfertige Sätze vor. Der Zuhörer muss sich so eher um Natascha Gundacker bemühen. Die halben Sätze regen zum Nachdenken an, lassen Platz für eigene Interpretationen.
Das Programm der Österreicherin spaltet das Publikum aber auch. Sie "gebiert" einen Golfball hervor. Nur um zu klären, wie der Adamsapfel entstanden ist. Schließlich schafft sie es sogar noch, den Gesichtsausdruck von Saxophonisten durch die Schöpfungsgeschichte zu erklären. "Als sie die Schlangen nicht mehr brauchten, wurden sie getrocknet und zu Musikinstrumenten verarbeitet. "Das Gift ist immer noch drin, was die Mimik von so manchem Musiker erklärt".
Nach 40 Minuten hinterlässt Gundacker ein begeistertes Publikum, um den Gastgebern des Abends die Bühne zu überlassen. Viele Besucher sind eingefleischte Fans, die die Stücke in und auswendig kennen. "Da Bertl und i" klären, warum man in der Garage schlafen muss, wenn man sich an FengShui-Regeln hält. Oder was passiert, wenn man sich im Wartezimmer neben einem all zu gesprächigen Bekannten wiederfindet. Dann weiß hinterher jeder, dass man wegen seinen Hämorrhoiden einen Termin hatte. Der Abgesang auf den Schweinsbraten darf auch nicht fehlen. Die beiden laufen trotz der Kürze ihres Auftrittes zu Höchstform auf. Als letzter in der Runde kommt Florian Adamski auf die Bühne. "1192 - gesucht Richard I. Löwenherz" heißt sein Programm. Als Minnesänger macht er sich auf die Suche nach seinem Herrn Richard. Den kennt er übrigens schon aus der Zeit, als die beiden noch im Alchemie-Kurs mit Goldhamstern Gold herstellen wollten.
Mit seiner Stute macht er sich auf den Weg ins heilige Land. Unglaublich, was dem Sänger auf seiner Reise alles passiert. Er begegnet Nymphen, die er nach Nymphknoten abtastet und singt ihnen das "Nippelungenlied". Gar nicht Royal, sucht er mit dem Lied "Where the fuck is Ritchie" nach seinem Dienstherren. Oder er dichtet einfach den Rolling-Stones-Hit "Angie" um.
Adamskis herausragender Wortwitz reißt das Publikum mit. So erklärt sich der "Ohmsche Widerstand" als bewaffnete Oma-Gang, die sich ihm in den Weg stellt. "Volt ihr euch ergeben? Watt soll denn das?" will er wissen. Das Publikum ist hin und weg von seinem Esprit und der tollen schauspielerischen Leistung.
Obwohl die Künstler jeweils nur 40 Minuten für ihre Auftritte haben, schaffen sie es, das Publikum auf ihre Reise in skurrile Welten mitzunehmen. Die Zuschauer sind an beiden Abenden begeistert. Und mit Freude werden sie vernehmen, dass der Termin des zweiten Eggenfeldener Kabarett-Brettls im nächsten Jahr ereits feststeht.