2007 - Presse

Passauer Neue Presse (Rottaler Anzeiger)
24. September 2007
von Doris Altmannsberger


Alte Bekannte und neue Gesichter - beim 3. Eggenfeldener Kabarett-Brettl in der Schlossökonomie erhielten "Da Bertl und i" von Birgit Süß und Klaus Eckel kräftig Unterstützung beim Vorhaben, ihr Publikum an zwei Tagen aufs Beste zu unterhalten. Verschiedener hätten die Charaktere nicht sein können: Während Birgit Süß als charmante Chansonette mit ihren fein-ironischenTexten begeisterte, überraschte der Wiener Klaus Eckel bei seiner Premiere in Gern mit seiner Sicht der Alltagsdinge.
Anfangs ein Geheimtipp, hat sich das Kabarett-Brettl im dritten Jahr seines Bestehens fest im Eggenfeldener Kulturkalender etabliert. Über 400 Zuschauer wollten am Freitag und Samstag die Freunde von "Da Bertl und i" so wie die Gastgeber selbst auf der Bühne erleben - und wurden in ihren hohen Erwartungen nicht enttäuscht. (...)
Eckel sieht auf den ersten Blick aus wie das Wiener Pendant zu Oliver Pocher, und doch ist sein Humor auf eine ganz charmante Art intellektueller, feiner, hintersinniger. Vielleicht liegt es an der Tatsache, dass er Österreicher ist, und die Österreicher hätten schließlich allein 142 Begriffe fürs Sterben. "An Holzpyjama anziehen, zu Beispiel" sagt Eckel, und wer sich für das Thema interessiere, der könner gerne einmal auf Europas größter Grabstätte, dem Wiener Zentralfriedhof, vorbeischauen: "Da weiß man dann, wie die Zukunft ausschaut..."
Seit der Gesundheitsreform - und da haben die Österreicher und Deutsche ausnahmsweise mal etwas gemeinsam - sei dieses Thema ja immer aktuell, man sei ja schon fast versucht, als Patient im Krankenhaus oben bei der Infusionsflasche Münzen einzuwerfen, nur damit es unten weitertropft.
Klaus Eckel macht sich da so seine Gedanken, doch viel mehr beschäftigt ihn die Tatsache, dass es "auf der Welt sieben Millionen Lieder gibt über die Liebe, aber kein einziges über Rauhfasertapeten". Dabei meint er schmunzelnd, halten die doch oft viel länger.
So schickt sich Klau Eckel an, den Unterdrückten, Unbeachteten, Unerwünschten der Welt seine Stimme zu leihen, egal, ob es nun Grete ist, die Rauhfasertapete, Kurti, das Kondom, Werner, der Kirschkernentferner, oder Heinzi, das 30er-Zonen-Schild. Ihnen allen verhilft Klaus Eckel zu ein paar Sekunden Aufenthalt im Scheinwerferlicht - und offenbart dabei eine ganz neue Generation von "Helden des Alltags".
Wie eine Heldin sieht Birgit Süß gerade nicht aus. Ihre wilde Lockenmähne wird von einem schmalen Haarreif gebändigt, farblich passend dazu ein mit Perlen besticktes Mieder, die dunklen Augen funkeln, fast möchte man meinen, der Schalk blitzt ihr aus den Augen.
Doch es ist nur Panik, die sich darin widerspiegelt. "Wissen Sie, ich hab´ mein Schminktäschle im Hotel vergessen", entschuldigt sie ihren "unbedeckten" Auftritt, eine Katastrophe für jede Frau, denn man ist so nackt und hilflos ohne Make-Up. Fast hätte sie in ihrer Panik schon zum Kugelschreiber gegriffen, um wenigstens mit Lidstrich aufwarten zu können, doch das hat sie dann lieber bleiben lassen.
Nötig hat sie es ja ohnehin nicht, die Birgit, Würzburger Mädel und das liebreizende Pendant zu Comedy-Schönling Dieter Nuhr. Denn Birgit Süß ist nicht nur witzig, sondern kann auch singen. Und das mit einer Stimme, die mal flüsternd, mal kräftig, mal ironisch, mal jammernd sein kann, jedoch immer einen Hauch französisch, rauchig, sexy - kurzum eine Chansonette, wie sie im Buche steht.
Pianist Werner Goldbach hat es schwer, aus ihrem Schatten herauszutreten, und das soll er auch nicht. Aufmerksamkeit wird dem jungen Mann am Piano nur zuteil, wenn die Chefin mal wieder ein liebevolles "Sing mit!" ins Mikrophon brüllt.
So sinniert die Würzburgerin über ihre Erfahrungen als Meerjungfrau, schimpft über das Gejammere ihres Ex und erklärt dem Publikum eindrucksvoll, warum es sinnvoll ist, sich einen Mann auszusuchen, der noch "bei Muddi" wohnt. "Frische Bettwäsche" erklärt sie, gibt es nämlich dann regelmäßig alle zwei Wochen, weil die "Muddi" das alles erledigt. Zum Essen wird man eingeladen, um zu essen, und nicht, um zu kochen. Überhaupt habe das Leben mit einem mann und seiner "Muddi" viele Vorteile, "nur überlegen wir jetzt schon die ganze Zeit, wie wir den Kerl wieder loswerden."
Nun bilden sie eine gefällige Liaison, dier hintersinnige Humor des Kabarettisten Klaus Eckel und die stimmgewaltige Lebensironie der Birgit Süß, Wien trifft Würzburg.
Dazwischen liegt Eggenfelden, dazwischen liegen "Da Bertl und i", Herbert Bachmeier und Stefan Wählt, Erfinder des Kabarett-Brettls, Rottaler Comedy-Gewächse, gestandene Männer (fast schon) mit Kultstatus. Sie müssen nicht mehr um die Gunst des Publikums buhlen, sie haben bereits eine Schar treuer Fans.
Wo Supermarktketten für ihre Stammkunden Gutscheine verteilen, greifen "Da Bertl und i" tief in die Schatzkiste ihres sechsjährigen Kabarett-Lebens und zeigen die "Klassiker" als Dankeschön für ausverkaufte Festzelte, Wirtshäuser, Hallen. Der Applaus schwillt schon an, als sich Stefan Wählt ans Keyboard setzt und die ersten Akkorde anspielt, der Jubel wird lauter, als Bertl Bachmeier sich die Schweinsohren aufsetzt, die Begeisterung ist grenzenlos, als der "Facki-Rap" ertönt.
Fast jeder im Saal kann es schon mitsingen, das Lied der kleinen Schweinderl, "mei Mama is a Sauuu" schallt es durch den Bösendorfer Saal, und wer noch nicht überzeugt ist, der wartet bis "da Bertl" mein einem lauten Grunzen sein Leben als Ferkel untermalt, spätestens dann hat der "Facki-Rap" das letzte Herz erobert.
So wie es vor ihm schon die "Gartenparty" getan hat, das Aufeinandertreffen zweier völlig verschiedener Charaktere, auf der Silberhochzeit vom "Ludwig und da Annelies", oder die "Komissare", die sich reimend über ihre Arbeit austauschen.
Tosender Applaus beleitet das Eggenfeldener Kabarett-Duo, als es sich mit seinen Gästen zum großen Finale auf der Bühne versammelt und zum Schluss noch ganz spontan ein Quintett bildet, als Zugabe ein paar fränkische Gstanzl präsentiert. Bei so viel Zuspruch, beteuert Stefan Wählt, wird es auch im nächsten Jahr ein Kabarett-Brettl geben. Und auch wenn Zuschauer nach "mehr" rufen, will man am bewährten Konzept - drei Künstler-Acts an zwei Tagen - festhalten. Sind es, wie in diesem Jahr, drei "Hochkaräter", ist das auch durchaus in Ordnung so.