Passauer Neue Presse (Rottaler Anzeiger)
21. September 2010
von Doris Altmannsberger


APPETITHÄPPCHEN UND FILETSTÜCKE - "Da Bertl und i" servieren beim Kabarettbrettl ein Menü, das den Besuchern mundet

Ein Sechs-Gänge-Menü ist den Besuchern beim 6.Kabarett-Brettl serviert worden: Kabarettistischen Sterneköchen gleich, gelang es den Gastgebern "da bertl und i" auch in diesem Jahr die Zutaten fürs Brettl abwechslungsreich auszuwählen und so auch die verschiedensten Geschmäcker zu befriedigen.
"Keine Angst - Sie sind heute nicht in einer Kochshow gelandet", musste Stefan Wählt die Gäste zu Beginn erst einmal beruhigen, als er mit seiner "besseren Hälfte" Herbert Bachmeier als Kellner kostümiert die Bühne im Bösendorfer-Saal betrat. Natürlich habe man überlegt, es sich einfach zu machen und auf der Erfolgswelle der Koch-Sendungen mitzuschwimmen. Kein Tag vergehe schließlich, an dem man nicht Menschen die exotischen Dinge im Fernsehen bruzzeln sehe. Für denjenigen, der zuhause vorm Fernseher sitzt eine Herausforderung - während im TV das Rinderfilet in Morcheln schmort, glänzt der heimische Kühlschrank mit Bananenquark.
Er selbst, bedauert Stefan Wählt, sei ein Koch-Amateur und bei Rezepten stets in der ersten Zeile bereits gescheitert: "Sie benötigen eine saubere Arbeitsfläche..."
Umso mehr Profi sind "da bertl und i" jedoch, wenn es um di e Auswahl der Zutaten fürs Kabarett-Brettl geht. Die Gastgeber servieren lediglich ein Amuse-Goeule als Appetithappen; denn schließlich sollen die Besucher den ersten Gang richtig genießen können. Ein echter "Mäc", der so gar nichts mit Fastfood zu tun hat, ein Novum in Eggenfelden, eine Herausforderung für die Geschmacksnerven.
Die reagieren beim Publikum anfangs eher zurückhaltend, lauschen erst mal konzentriert den Erzählungen von "Mäc Härder". Der jedoch weiß, wie man skeptische Gäste zum Probieren animiert: mit Jonglage. So wirbelt der Franke munter drei Bälle durch die Luft und erklärt nebenbei, wie Politik in Deutschland funktioniert. Immer schneller wirbeln der schwarze Ball (Angela Merkel), der gelbe Ball (Guido Westerwelle) und ein undurchsichtiger, silbrig-schimmernder (Horst Seehofer) durch die Luft, hinterm Rücken vorbei, unterm Knie durch und wieder zurück in die Hände von Mäc Härder. Der hat es binnen weniger Minuten geschafft, aus Skeptikern echte Gourmets zu machen - das Publikum ist auf den Geschmack gekommen.
So ist man bestens vorbereitet auf das "Filetstückerl", das auch noch aus der Heimat kommt. Und die hat bei Nepo Fitz echte Spuren hinterlassen. "Ich bin jetzt 29 und schau aus wie 16. Fragen´s mich ned, wie ich mit 16 ausg´schaut hab." Da waren Probleme vorprogrammiert, damals, in den neunziger Jahren, als Eggenfeldens Diskotheken noch "Mega" und "'Fun" hießen und die Klientel in beiden so gar nichts gemein hatte. Als das Fitness-Studio noch eine Mucki-Bude war und am Pfarrkirchner Real-Parkplatz echte Revierkämpfe ausgetragen wurden. Ereignisse, die Nepo prägten, ebenso wie die Begegnung mit dem Siedlunscowboy, der einen auf mangelhaftes Parkverhalten in der Münchner Vorstadtidylle ebenso hinweist wie auf zu buschig geschnittene Hecken im Vorgarten.
Vom Vorgarten zu Vorurteilen, Gegenteilen und dem Problem mit dem Verweilen - Gang Nummer 3 servieren die Gastgeber selbst, und auch sie präsentieren ihrem Publikum neue Kreationen, die bislang auf keiner Speisekarte zu finden sind. Erst im März wird das fünfte Programm von "da bertl und i" Premiere haben, ein bisschen durften die Besucher schon kosten von "Ois für d´Katz´", und es schmeckte ihnen bestens, wie der Applaus am Ende zeigte.
Und - wie es bei einem guten Menü eben so ist - auch nach Gang vier, fünf und sechs hat das Publikum noch lange nicht genug. So fordert es laut klatschend noch zwei Zugaben ein, zu denen dann sogar noch der König von Franken auf der Bühne erscheint. Hätten die Gastgeber am Ende der zweistündigen Schlemmerei die obligatorische Kellner-Frage noch gestellt, die Gäste hätten wohl ehrlich antworten müssen: "Ja, es hat g´schmeckt".